Damals im Park Babelsberg: Eine Zeitreise in das Wohnheimleben der 70er

|   Wohnen

Ehemalige Studierende kehren nach 50 Jahren ins Wohnheim zurück

Mehr als 30 ehemalige Mieter*innen der Wohnanlage im Park Babelsberg sind im Juli 2025 in „ihr“ Wohnheim zurückgekehrt – rund 50 Jahre nach ihrer Studienzeit. Im Gespräch mit dem Studierendenwerk West:Brandenburg erzählen sie von Acht-Bett-Wohneinheiten, legendären Mensa-Eintöpfen und Freundschaften fürs Leben.

Ein Wiedersehen mit dem Ort der Jugend

Lachen im Treppenhaus, vorsichtige Blicke in bekannte Flure, der erste Schritt durch eine altvertraute Eingangstür: Im Juli 2025 kehrten mehr als 30 ehemalige Bewohnende der Wohnanlage im Park Babelsberg an den Ort zurück, an dem sie in den 1970er-Jahren studiert und gewohnt haben. Heute sind sie über 70 Jahre alt – doch beim Rundgang durch „ihre“ Häuser ist die Studienzeit sofort wieder präsent.

„Die Sehnsucht nach einem Ort der Jugend hat uns hierher geführt“, sagt Konrad, der damals im Wohnheim Park Babelsberg wohnte und studierte. „Vor 50 Jahren haben wir im Park Babelsberg in unseren Studentenbuden und im gesamten Umfeld eine wunderbare Zeit erlebt.“

Viele Gebäude gehören heute längst der Vergangenheit an, unter anderem Seminargebäude, Turnhalle und Mensa. Aber eines bleibt: Die Wohnheimhäuser mit den markanten Laubengängen – inzwischen unter Denkmalschutz - stehen noch immer und werden weiterhin von Studierenden bewohnt.

Acht Personen, eine Einheit – Wohnen damals

Heute bevorzugen viele Studierende ein Einzelapartment oder kleine WGs. In den 1970er-Jahren sah das Wohnen im Park Babelsberg anders aus.

„Wir wohnten jeweils zu acht in den Wohneinheiten“, erinnert sich Konrad. Es gab ein großes Studierzimmer mit Schreibtischen, Regalen und Schränken, dazu zwei kleinere Schlafzimmer mit Doppelstockbetten sowie einen Waschraum mit Toiletten und Handwaschbecken. Geduscht wurde in der großen Gemeinschaftsdusche im Keller. Privatsphäre war knapp – Gemeinschaft dafür umso größer.

„Unsere monatliche Miete betrug 10 Mark. Warm. Inklusive Bettwäsche alle drei Wochen.“

Nicht alle beließen es bei der Standardaufteilung. „Wir haben unser Zimmer damals umgebaut“, erzählt Konrad. Die Wäscheschränke wurden zu Raumteilern, die Doppelstockbetten neu angeordnet, dazwischen Schreibtische, Regale, Radio, Sprach-Diktiergerät – später sogar ein Schwarz-Weiß-Fernseher. Aus der Wohneinheit wurde ein Lebensraum, der sich ganz selbstverständlich geteilt wurde.

Studentenclub, Fotolabor und Sport – Wohnheim als Lebensmittelpunkt

Was alle Ehemaligen verbindet: Die Wohnanlage war weit mehr als ein Schlafplatz in Studiennähe. Das meiste Gemeinschaftsleben organisierten die Studierenden selbst.

Im Untergeschoss eines Hauses war der Studentenclub untergebracht. Dort traf man sich abends auf ein Bier oder Obstwein aus Werder, zum Tanzen, Diskutieren und für gemeinsame Aktionen. In einem anderen Keller befand sich das Fotolabor.

Wolfram, der damals im Fotoclub aktiv war, erinnert sich: Während der alljährlichen „Studententage“ Anfang Mai wurde tagsüber fotografiert und nachts entwickelt. Die frisch entstandenen Bilder wurden noch vor dem Frühstück als Wandzeitungen in der Mensa präsentiert. So konnten alle den Vortag im Bild Revue passieren lassen.

Auch sportlich ging es hoch her. In der Turnhalle wurde regelmäßig Volleyball und Handball trainiert, im Park liefen viele ihre Joggingrunden.

„An der Tischtennisplatte vor dem Haus A war oft dicker Verkehr. Und im Park wurde auf den Wiesen gebolzt, auf den Wegen gelaufen und manchmal wurde auch nur flaniert.“

Manchmal wurden im Umland Pilze gesammelt und gemeinsam in den Zimmern zubereitet. Konrad erinnert sich an große Partys mit frisch gebratenen Bratheringen und in Butter geschmorten Pilzen aus den Wäldern der Potsdamer Peripherie.

Die Mensa als Herzstück des Campuslebens

Für die Ehemaligen war die Mensa damals das Herzstück des Campuslebens, sowohl kulinarisch als auch kulturell.

„Unsere Mensa war der Clou des Programms! Jeden Morgen Frühstück. Für 1 Mark konnte man gut satt werden.“

Mittagessen gab es ab 11:30 Uhr. Nicht selten wurde Eintopf angeboten, „der genial war“, so Konrad. Besonders gern erinnert er sich auch an die Kohlrübensuppe und an Spirelli mit Nudelgulasch. Beides kostete 0,55 Mark pro Portion. „Zumal man bei den lieben Küchenfeen ohne Probleme auch noch kostenlos Nachschlag bekam.“

Auch das warme Abendessen war bezahlbar, übrig gebliebene Mittagsmenüs wurden günstiger angeboten. In der Mensa gab es außerdem einen Kiosk, an dem „Edeltraud Kaffee kochte oder Tee, Kekse, Kuchen, Würstchen und Bouletten anbot“, wie Konrad erzählt. „Und ein Bierchen gab’s dort auch.“

Der große Saal diente als Bühne für Kulturveranstaltungen: Disko, Konzerte, Auftritte von Künstler*innen. „Da steppte der Bär“, so Konrad.

Heute versorgen die Mensen des Studierendenwerks West:Brandenburg die Studierenden an insgesamt sieben Standorten mit Essen.  Auch wenn Speisepläne, Preise und Gebäude sich verändert haben, bleibt die Aufgabe bestehen: für bezahlbare, gesunde Verpflegung zu sorgen und Orte der Begegnung zu schaffen.

Was geblieben ist – und was sich verändert hat

Beim Rundgang durch die Wohnanlage im Park Babelsberg erkennen die Ehemaligen vieles wieder – und sehen zugleich, wie stark sich Studieren und Wohnen verändert haben. Einige Gebäude sind verschwunden, die Wohnformen haben sich gewandelt.

Gleich geblieben ist jedoch eines: Das Wohnheim ist für viele Studierende mehr als ein Dach über dem Kopf. Es ist ein Ort, an dem Freundschaften entstehen, an dem man zusammen lernt, feiert, diskutiert  und an den man Jahrzehnte später gerne zurückkehrt.

„Carpe Diem“ – eine Botschaft an heutige Studierende

Zum Abschied haben die Ehemaligen eine klare Botschaft für die Studierenden von heute:

„Carpe Diem! Nutze den Tag! Diese Zeit kommt nie zurück, also lasst euch etwas einfallen, damit sie euch immer im Gedächtnis bleibt als besonders, als wunderschön. Schließt und bewahrt Freundschaften. Seid gut zueinander.“

Und sie haben bereits einen Plan: In fünf Jahren wollen sie wiederkommen, um im Park Babelsberg gemeinsam den 50. Jahrestag ihres Studienabschlusses zu feiern.

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Foto eines 2-Bett-Wohnheimzimmers aus den 1970er Jahren, mit typischer Einrichtung und Dekoration dieser Zeit.
Foto eines 2-Bett-Wohnheimzimmers aus den 1970er Jahren, mit typischer Einrichtung und Dekoration dieser Zeit.
Möbliertes, unbewohntes Wohnheimzimmer im Park Babelsberg, aktuell, mit moderner Einrichtung.
Möbliertes, unbewohntes Wohnheimzimmer im Park Babelsberg, aktuell, mit moderner Einrichtung.